Am Elbe-Lübeck-Kanal

Bei Dalldorf hat der Frachter Hecht die Ortslage hinter sich gelassen und gleitet durch eine hier beginnende Baum-"Allee" gemächlich nach Süden.

Fast in der unmittelbaren Nachbarschaft zieht sich der Elbe-Lübeck-Kanal durch das Herzogtum Lauenburg. Er verbindet Lübeck über eine Reihe von sieben Schleusen mit Lauenburg und erreicht nach 61,55 km die Elbe bei Stromkilometer 569,23. Baubeginn war 1895 und nach fünf Jahren bereits konnte die Eröffnung des Elbe-Trave-Kanals, wie er bis 1936 genannt wurde, gefeiert werden. Sein Bau war die Reaktion der Lübecker auf den Kaiser-Wilhelm-Kanal, den heutigen Nord-Ostseekanal, der als Konkurrenz zum Stecknitzkanal betrachtet wurde.

Binnenschiff Nero auf dem Elbe-Lübek-Kanal
Binnenschiff Nero auf dem Elbe-Lübek-Kanal auf dem Weg nach Lauenburg. Mein erstes Foto eines Binnenschiffs! Kurz vorher war ein ausgewachsenes Unwetter durchgezogen, wie auf dem Bild noch zu erkennen ist.

Vorgänger des Elbe-Lübeck-Kanals war der Stecknitzkanal, der 1391 bis 1398 von den Lübeckern unter Einbeziehung der Flüsse Stecknitz und Delvenau gebaut wurde, deren Altstrecken sind links und rechts des heutigen Kanals teilweise noch erkennbar. Dieser Kanal war 97 km lang und hatte auf dieser Strecke siebzehn Schleusen. Von diesen historischen Schleusen sind die Palmschleuse in Lauenburg und die Dückerschleuse bei Witzeeze noch erhalten. Diese Wasserstraße blieb bis zum Baubeginn des Elbe-Lübeck-Kanals in Betrieb – fast 500 Jahre!

Motoryacht Dino auf dem Elbe-Lübeck-Kanal in Berkenthin
Eine Stunde zuvor war noch fast perfektes Wetter: Motoryacht Dino auf dem Elbe-Lübeck-Kanal in Berkenthin. Sportboote dieser Art machen den weitaus meisten Verkehr auf dem „ELK“ aus.

Der Elbe-Lübeck-Kanal konnte von Anfang an von Binnenschiffen der Klasse III mit einer Tonnage von 1.000 t befahren werden. Durch die Länge der Schleusenkammern sind Schubverbände nicht möglich. Zwei Binnenschiffe von max. 8 m Breite können nebeneinander die Schleusenkammern (außer in Lauenburg) besetzen. Die Kombination aus Schleusenbetriebszeiten und zulässiger Höchstgeschwindigkeit (4 km/h im Lauenburger Hafen und von der Schleuse bis zur Elbe, sonst je nach Abladetiefe und Fahrzeugbreite zwischen 6 und 10 km/h) erlaubt es, den Kanal innerhalb eines Tages zu passieren.

Bei Dalldorf hat der Frachter Hecht die Ortslage hinter sich gelassen und gleitet durch eine hier beginnende Baum-"Allee" gemächlich nach Süden.
Bei Dalldorf hat der Frachter Hecht die Ortslage hinter sich gelassen und gleitet durch eine hier beginnende Baum-„Allee“ gemächlich nach Süden.
max. Länge80 m
max. Breite8,2 m
max. Abladetiefe2,5m
max. Tonnage1000 t
Binnenschiffklasse III, westlich der Elbe. Östlich der Elbe gelten für diese Schiffsklasse andere Daten.
Das Binnenschiff Neptun passiert den Ziegelsee in Mölln. Im Hintergrund ist der weitere Verlauf des Kanals durch das Sportboot markiert; auf der Brücke überquert die B207 an dieser Stelle den Kanal. Das Foto entstand von der Kaikante des Möllner Stadthafens aus.
Das Binnenschiff Neptun passiert den Ziegelsee in Mölln. Im Hintergrund ist der weitere Verlauf des Kanals durch das Sportboot markiert; auf der Brücke überquert die B207 an dieser Stelle den Kanal. Das Foto entstand von der Kaikante des Möllner Stadthafens aus.

Aktuell ist die Bedeutung des Kanals für die Binnenschifffahrt der kleinen Schleusenkammern und geringen Brückenabmessungen wegen sehr übersichtlich. Von der Freizeitschifffahrt wird der Kanal zum Verkehr zwischen Elbe und Ostsee hingegen rege genutzt, zwischen 5000 und 6000 Sportboote passieren den Kanal jährlich. Aktuell ist der Elbe-Lübeck-Kanal im Bundesverkehrswegeplan 2030 zum umfassenden Ausbau vorgesehen, das Kosten-Nutzen-Verhältnis liegt jedoch nur bei 0,5, so dass der Ausbau strittig ist und in 2020 gestoppt wurde.

Das mit Stammholz für Lübeck voll beladene Frachtschiff Atlantis passiert bei Büchen den Parkplatz am Kanal samt Kunstinstallation. Hier verbringt manch einer bei gutem Wetter seine Mittagspause.
Das mit Stammholz für Lübeck voll beladene Frachtschiff Atlantis passiert bei Büchen den Parkplatz am Kanal samt Kunstinstallation. Hier verbringt manch einer bei gutem Wetter seine Mittagspause.

Es fällt schwer, sich den Argumenten des Aktionsbündnis Elbe-Lübeck-Kanal gegen den Ausbau zu entziehen. Der Verkehr auf dem „ELK“ ist übersichtlich, doch woran liegt es? Mangelndes Verkehrspotential? Schwierigkeiten in Lübeck Rückladung zu bekommen? Ein Binnenschiff transportiert mehrere LKW-Ladungen auf einmal, dafür ist es langsamer und die vielen Schleusen machen die Reise auch nicht schneller. Der Güterverkehr auf der mehr oder minder parallelen Bahnlinie ist lediglich marginal; auf meinen Fototouren am Kanal habe ich nur stündliche Personenzüge gesehen, zudem kreuzt die Strecke in Büchen die Magistrale Hamburg – Berlin. Zur Entlastung der Straßen vom LKW-Verkehr können beide Verkehrsträger, Bahn und Schiff, beitragen. Eine Ertüchtigung der Bahnlinie würde vermutlich auch nicht mit Begeisterung aufgenommen werden. Die Kritik lautet meist, dass der Lübecker Hafen per Bahn ausreichend angebunden sei, aber das ist dann von Hamburg aus – und der Kanal hat nicht nur ein Ende. Das Gebiet an der Lauenburger Industriestraße ist zwar mit einem Gleisanschluss für das Wellpappwerk versehen und auch der Röhrengroßhändler und das benachbarte Kunstharzwerk sind angeschlossen, doch die Schienen sind rostig und Grün breitet sich aus.

Am Vortag hatte das Binnenschiff Wels noch Stammholz nach Lübeck gebracht, doch Rückladung gab es nicht. Im Frachtraum reist also der PKW des Schiffers nach Lauenburg zurück. Auch das sich im Hintergrund nähernde Schiff war ohne Ladung.
Am Vortag hatte das Binnenschiff Wels noch Stammholz nach Lübeck gebracht, doch Rückladung gab es nicht. Im Frachtraum reist also der PKW des Schiffers nach Lauenburg zurück. Auch das sich im Hintergrund nähernde Schiff war ohne Ladung.
KanalstufeKanal-kmWasserspiegelLänge der SchleusenkammerBreite der SchleusenkammerFallhöhe (Hubhöhe)Länge der Kanalhaltung
Trave0,00NHN +/- 0,00 m
Büssau (mit Wehr)3,43NHN + 1,50 m80,5 m17,0m*1,50 m5,12 km
Krummesse8,55NHN + 4,25 m80,5 m17,0m*2,75 m4,78 km
Berkenthin13,33NHN + 6,00 m80,5 m17,0m*1,75 m3,19 km
Behlendorf16,52NHN + 7,65 m80,5 m17,0m*1,65 m4,15 km
Donnerschleuse20,67NHN + 11,83 m80,5 m17,0m*4,18 m29,78 km
Witzeeze50,45NHN + 11,83 m80,5 m17,0m*2,98 mScheitelhaltung
Lauenburg
(mit Wehr)
59,91NHN + 8,85 m115,0 m12,5m*4,85 m9,50 km
Elbe61,55NHN + 4,00 m*Torbreite 12,0 m
Kanalstufen des Elbe-Lübeck-Kanals
Das 1724 ausgebaute Staubecken der Palmschleuse in Lauenburg. 1398 wurde die Schleuse erstmalig vollständig aus Holz errichtet.
Das 1724 ausgebaute Staubecken der Palmschleuse in Lauenburg. 1398 wurde die Schleuse erstmalig vollständig aus Holz errichtet.

Auf dem Elbe-Lübeck-Kanal gibt es für die Freizeitschifffahrt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 10 km/h. Da die Boote von Schleuse zu Schleuse weitergemeldet werden, lässt sich errechnen, wann sie frühestens die jeweils nächste Schleuse erreichen sollten. Wird die Fahrt unterbrochen, sollte man sich bei der zuletzt befahrenen Schleuse ab- und bei Weiterfahrt an der nächsten zu befahrenen Schleuse anmelden. Bei idealen Bedingungen ist die Passage von Lauenburg nach Lübeck in knapp sechs Stunden möglich.

Blick auf die Schleusenkammer in Berkenthin mit Freizeitskippern auf dem Weg nach Süden.
Blick auf die Schleusenkammer in Berkenthin mit Freizeitskippern auf dem Weg nach Süden.
AbschnittMindest-FahrzeitLänge des Abschnitts
Büssau – Krummesse31 Minuten5,12 km
Krummesse – Berkenthin29 Minuten4,78 km
Berkenthin – Behlendorf19 Minuten3,19 km
Behlendorf – Donnerschleuse25 Minuten4,15 km
Donnerschleuse – Witzeeze3 Stunden29,78 km
Witzeeze – Lauenburg57 Minuten9,50 km
Mindestfahrzeiten für Sportboote von Schleuse zu Schleuse

Nicht überraschend ist, dass die Berufsschifffahrt Vorrang hat. Einige Verbände dürfen den Kanal mit max. 6 km/h passieren. Überholen ist nur auf dem fast 30 km langen Abschnitt zwischen der Donnerschleuse und Witzeeze sinnvoll, da man dort eine gute Stunde Vorsprung herausfahren kann und so mit Glück noch vor dem Binnenschiff geschleust wird. Überall sonst gilt: das Binnenschiff schleust zuerst; auch wenn ein Schubverband getrennt und einzeln in die Schleusenkammer rangiert werden muss. Sportboote müssen in diesem Fall einen eigenen Schleusenvorgang abwarten.

Binnenschiff Filagram ohne Ladung unter der Niedernstraßenbrücke in Krumesse auf dem Weg nach Süden
Binnenschiff Filagram ohne Ladung unter der Niedernstraßenbrücke in Krumesse auf dem Weg nach Süden

Die Schleusen sind nicht rund um die Uhr in Betrieb. Wartebereiche und Liegeplätze gibt es an allen Schleusen. Festgemacht werden soll hinter der Dalbenreihe oder an den ausgewiesenen Liegeplätzen; das Treiben vor der Schleuse ist verboten. Übernachten an den Schleusen ist nur mit der Erlaubnis des Schleusenwärters gestattet. Die Öffnungszeiten sind wie folgt festgelegt:

  • 1. April bis 31. Oktober:
    • Montag von 7:00 Uhr bis 18:45 Uhr
    • Dienstag bis Samstag von 6:00 Uhr bis 21:00 Uhr
    • Sonntag von 8:00 Uhr bis 17:45 Uhr
  • 1. November bis 31. März:
    • Montag von 7:00 Uhr bis 18:45 Uhr
    • Dienstag bis Samstag von 6:00 Uhr bis 20:00 Uhr
    • Sonntag von 8:00 Uhr bis 14:45 Uhr

Merkblatt der WSV zum Betrieb auf dem Elbe-Lübeck-Kanal zum Download für alle Bootsführer mit weitergehenden Informationen.

Beitrag des NDR über den geplanten Ausbau vom 12.06.2017

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